Binder/Tetzner: Die schwarzen Brüder
Roman in Bildern
Düsseldorf, Sauerländer-Verlag, 4. Auflage 2002. 142 Seiten.
Signatur: JE / BIN
Diese Buch ist ein außergewöhnliches Werk. Der Illustrator Hannes Binder gestaltete in einer zum Thema ausgezeichnet passenden und einprägsamen Weise zahlreiche Illustrationen, die aus dem Roman einen „Roman in Bildern“ machen. Stellenweise wird der Text überhaupt fortgelassen und nur die Bilder erzählen die Handlung weiter. Damit gehen die Illustrationen über das übliche Maß weit hinaus. Der Text ist an sich nicht neu, denn der Roman erschien erstmals 1941. Geschrieben wurde er von Lisa Tetzner und ihrem Mann Kurt Held, dessen „Rote Zora“ ein bekanntes Jugendbuch ist.
Worum geht’s?
Man schreibt das Jahr 1838. Giorgio, ein Bub aus dem Tessin, wird von seinem Vater an einen Mann verkauft, der kleine Buben als Gehilfen für Mailänder Rauchfangkehrer anwirbt. Bei der Überfahrt über den Lago Maggiore nach Italien sinkt allerdings der Kahn mit den Kindern, nur Giorgio und der Sklavenhändler können sich retten.
Giorgio landet bei einem ziemlich ruppigen Rauchfangkehrermeister in Mailand und muss fortan in den Kaminen der Häuser herumklettern und sie kehren – eine Tätigkeit, wie man sie sich heute kaum mehr vorstellen kann. Kein Wunder, dass unter diesen Arbeitsbedingungen die Buben reihenweise sterben. Auch Giorgio wäre das fast passiert, als er gezwungen wird, einen Kamin zu erklettern, der noch beheizt wurde. Ohnmächtig stürzt er hinunter und wird von einem Arzt gerettet. Dieser Mann wendet dann das Schicksal des Buben, der nach Jahren als Lehrer in sein Dorf zurückkehren kann.
Eine große Rolle spielt auch eine Bande von Straßenkindern und Rauchfangkehrer-Gehilfen, der sich Giorgio anschließt.
Die Bilder
Hannes Binders Bilder passen genau zu dieser düsteren Handlung. Sie sind in einer speziellen Technik gemacht, bei der mit einer Nadel aus einer schwarzen Fläche weiße Linien herausgeritzt werden. Schwarz dominiert also – und das entspricht dem Leben Giorgios, der als Rauchfangkehrer auch immer schwarz wird und dessen Leben auch ziemlich schwarz in schwarz abläuft.
Ein Nebeneffekt der vielen Bilder ist auch, dass sich das Buch sehr schnell „liest“.
© W. Krisai
Bild © Verena Bernhardt 2017